Was für ein stressiges Jahr, fast jede Nacht wurde durchgearbeitet, um das Abitur zu
bestehen. Jetzt bin ich einfach froh, hier im Flieger auf dem Weg nach Costa Rica zu
sitzen und einfach mal zu entspannen und glücklich zu sein. Während ich aus dem
Fenster schau fällt mir wieder ein, wie meine Mutter mir einst erzählt hatte, Costa Rica
sei eines der glücklichsten Länder der Welt.
Ich schaue mich um und sehe meine Mitreisenden, sie scheinen alle glücklich zu sein.
Sind sie glücklich, da es für sie jetzt endlich in den Urlaub oder zu ihren Liebsten nach
Hause geht? Oder genießen sie den Moment mit ihrem Lieblingssong im Ohr?
Doch was ist überhaupt Glück? Hängt Glück davon ab, wo ich mich gerade befinde? Oder
kann ich auch in den ärmsten Gegenden der Welt glücklich sein? Und was bedeutet Glück
überhaupt für mich?
Mit dieser Frage beschäftigt sich die Menschheit bereits seit Jahrtausenden. Bei den
Chinesen stand fest, das wahre Glück liegt in der Untätigkeit. Doch ist das wirklich Glück?
Wenn ich mir vorstelle, ich täte so gut wie nichts und würde einfach entspannen, glaub
ich nicht das ich glücklich wäre. Offenbar spalten sich in diesem Thema auch die
Meinungen, denn im Gegensatz zu den Chinesen stand für die Griechen fest, tugendhafte
Lebensweise führt zu Glück. Doch um ehrlich zu sein, wer ist heute noch wirklich
tugendhaft? Kaum einer, und dennoch gibt es genug Menschen, die von sich behaupten,
glücklich zu sein.
Ein Zitat besagt „ Ein Mensch ist so glücklich, wie er beschließt zu sein.“ Jedoch fanden
Forscher heraus, dass für das Glück unser Gehirn zuständig sei. Gefällt uns etwas besser
als erwartet, wird in unserem Hirn der „Glücksstoff“ Dopamin ausgestoßen, was dazu
führt, dass wir aufmerksamer werden. Dadurch werden wir euphorisch, was uns das
Gefühl gibt, glücklich zu sein. Ist Glück also nur ein Schwindel unseres Gehirns um uns
besser zu fühlen? Fest steht auf jeden Fall nach Glück zu streben macht süchtig.
Doch ab wann sind wir eigentlich glücklich? Ich zum Beispiel bin erst wirklich glücklich,
wenn ich etwas erreicht habe, was für mich wichtig war. Mein Hund aber ist bereits
glücklich, wenn ich nach Verlassens des Hauses wieder zurück komme. Hängt Glück also
davon ab, was mir wichtig ist?
Es gibt genug Menschen die ihr Glück von ihrer Arbeit abhängig machen. Meist hört man
den Satz „Ach hab ich Glück gehabt“, wenn diese Person sieht, dass es anderen schlechter
geht. Für andere lässt sich Glück nur über Liebe definieren. Oft wird es auch als Glück
angesehen, einen schweren Unfall überlebt zu haben „Glück im Unglück“, doch wäre
Glück nicht eigentlich gewesen, erst gar keinen Unfall gehabt zu haben?
Geld macht glücklich! Dieser Glaubenssatz geht fast durch die ganze Welt, sodass einige
alles dafür geben würden. Doch muss ich wirklich eine Yacht und eine Villa haben, um
glücklich zu sein? Oder bin ich bereits glücklich, wenn meine Grundbedürfnisse gedeckt
sind? Betrachtet man das Leben der Reichen, stellt man häufig fest, dass sie sehr einsam
und überhaupt nicht glücklich scheinen.
Glücklich ist der, der verliebt ist! Verliebte Menschen sind besonders glücklich, da bei
ihnen die gleichen Gehirnschaltungen aktiviert sind wie bei Drogensüchtigen. Forscher
fanden heraus, wer glücklich ist, bleibt gesund. Zudem werden Paare, die gemeinsam
tanzen, älter als einsame Menschen ohne Freude in ihrem Leben.
Glück ist ein vielseitiger Begriff, jeder empfindet Glück anders. Für die einen ist es ein
langanhaltender, für die anderen ein kurzer Moment. Glück kann friedvoll sein, kann aber
auch ekstatische Empfindungen hervorrufen. Fest steht auf jeden Fall, dass jeder darauf
hin arbeitet glücklich zu sein. Jedoch kann Glück nur bei geistiger Gesundheit empfunden
werden.
Bei einer Rangliste der glücklichsten Länder der Welt, stehen die skandinavischen Länder
ganz oben, Deutschland belegt allerdings nur den sechsundzwanzigsten Platz. Woran liegt
es, dass wir in Deutschland trotz unseres Wohlstands nicht glücklich sind?
Ich würde sagen, es liegt an dem Wetter. Betrachtet man Länder, in denen jeden Tag die
Sonne scheint und der Himmel blau ist, sieht man den Menschen dort das Glück quasi ins
Gesicht geschrieben. Regen und grauer Himmel verderben einem die gute Laune, sodass
sogar von „Winterdepression“ gesprochen wird. Wer ständig einen grauen Himmel sieht,
ist unglücklich.
Ein weiterer Grund für ein glückliches Leben, so die Forscher, seien die Lebensumstände.
Während wir hier häufig auf unsere Regierung schimpfen, ist die Regierung in den
glücklichsten Ländern gut gefestigt und hat eine lange demokratische Tradition. Durch
Mitbestimmungsrecht und eine zuverlässige Regierung, kommt es zu Wohlstand und
Gleichberechtigung.
Dies hieße also, dass wir Deutschen glücklich sein müssten. Sind wir allerdings nicht. Dies
liegt daran, dass wir unser Glück nicht genießen können. Denn egal wie glücklich man
selbst ist: der andere ist immer glücklicher. Der Gedanke, der andere hätte es besser als
man selbst, steht unserem Glück im Weg. Erst wenn wir akzeptieren glücklich zu sein,
sind wir es. Davon war auch der Kaiser Marc Aurel überzeugt, denn er meinte, die Seele
würde auf Dauer die Farbe der Gedanken annehmen. Wer also die Welt mit positiven
Augen sehen kann, der kann auch glücklich sein.
Häufig wird das Glück unter den Surfern als Freiheit empfunden. Ist man in den frühen
Morgenstunden draußen, in den großen Wellen, ist dies ein purer Moment des Glücks.
Viele Sportler, erfahren in ihrer Tätigkeit das Glück. Doch auch hier gilt, Glück muss mit
Vorsicht genossen werden. Denn verbringe ich dauerhaft Zeit mit einer leidenschaftlichen
Tätigkeit, wird auch diese zur Gewohnheit. Damit wir Glück überhaupt empfinden
können, ist es wichtig, dass unser Glücksempfinden wieder abflacht und wir uns auf die
Zeit des Glücklichseins freuen können. Dies bestätigte auch der Hirnforscher Manfred
Spitzer. Er bemerkte, unsere Gehirne seien nicht dafür gebaut, dauerhaft glücklich zu
sein.
Während ich meine Gedanken fließen lasse, unterbricht mich die Durchsage des Piloten:
„Soeben haben wir Costa Rica erreicht, vielen Dank für ihr Vertrauen und eine glückliche
Weiterreise.“ Bei diesen Worten muss ich lächeln.
Ich bahne mir meinen Weg durch die Menge und setze meine ersten Schritte auf neuen
Boden. Es ist ganz schön heiß hier in Costa Rica und die Sonne scheint mir ins Gesicht. Ich
ziehe meine Sonnenbrille auf und erreiche den Ausgang des Flughafens. Nicht weit von
hier soll sich ein Strand befinden, ich mache mich auf den Weg zum kühlen Nass. Nach
einer Weile Fußmarsch erreiche ich den Strand. In mir kribbelt die Anspannung, was wird
mich die nächsten Monate hier erwarten? Doch dann erhasche ich den ersten Blick auf
das Meer und die Surfer, und mich beschleicht das Gefühl, dass ich hier sehr glücklich
sein werde.
Ein Essay von Maja Rommel (Copyright)